Über das ECN
Das ECN, als interdisziplinäres Entrepreneurship-Netzwerk österreichischer Hochschulen, vereint umfassendes Wissen und Erfahrungen, wenn es um das Thema Gründen an Unis und FHs geht. Daher die Überlegung, dass wir diesen Erfahrungsaustausch im Rahmen einer Talkreihe für andere zugänglich machen und zum Austausch mit Externen einladen. Hochschulgründerzeit ist die neue Talkreihe des ECN, die am 10. März 2021 auf Jam stattgefunden hat. Bei Hochschulgründerzeit #2 ging es Startup-Gründungen an Hochschulen, welchen Stellenwert die Hochschule bei Gründungen einnimmt und worauf bei der Startup-Gründung geachtet werden soll. Die Gäste waren Irene Auffret (Expertin für Wissens- und Technologietransfer an der FH St. Pölten), Dr. Birgit Hofreiter (Direktorin des i²c an der TU Wien) und Dr. Thomas Metzler (Co-Founder der startupstube an der FH Vorarlberg).
Was sind Startups?
Die Beschreibung eines Startups hat viele Ausprägungen. Obwohl der Begriff teilweise sogar missverständlich genutzt wird, ist nicht jede Gründung gleichzeitig ein Startup. Dennoch gibt es gewisse Definitionen, die ein Startup charakterisieren. Nach dem Startup-Vordenker Steve Blank ist ein Startup eine temporäre Organisation auf der Suche nach einem Geschäftsmodell, das im Idealfall wiederholbar, profitabel und skalierbar ist. Autor Eric Ries beschreibt ein Startup als “human Institution designed to create a new product or service under conditions of extreme uncertainty.” Hinzu kommt noch der zeitliche Faktor, dass Neugründungen innerhalb der ersten fünf Jahre als Startup bezeichnet werden. Ein Startup ist somit ein gegründetes Unternehmen, das innovativ ist und Wachstumspotenzial aufweist, idealerweise entwickelt sich eine skalierbare Geschäftsidee daraus.
Sind Hochschulen Gründungsschmieden?
Hochschulen werden durchaus als Basis einiger Gründungen angesehen, schließlich bilden sie die erste Anlaufstelle für Personen an Fachhochschulen und Universitäten, die sich fürs Gründen interessieren. Seien es Studierende, Forschende, Alumni und Mitarbeiter*innen der Hochschulen, alle werden umfassend bei ihrem Gründungsvorhaben unterstützt.
Wenn man genau betrachtet, wo sich berühmte Gründer*innen getroffen haben, dann war das tatsächlich oft die Hochschule, z.B. Larry Page, Sergio Brain haben sich an der Stanford University kennengelernt. Mark Zuckerberg hat mit Zimmerkollegen Eduardo Severin gegründet. Da sieht man schon häufig, dass sich Teams an Hochschulen treffen. Es gibt nicht nur den Auftrag von Inhalten, Kompetenzen (Entrepreneurship und Innovation) zu vermitteln, sondern es geht darüber hinaus. Hochschulen sind ein spannender Begegnungsort, wo sich verschiedenste Menschen treffen, die in einer Phase ihres Lebens sind, in der sie ein wenig Zeit haben, nebenher noch Projekte anzutreiben. Sie sind in einem spannenden Umfeld mit Forscher*innen, Professor*innen, bekommen neue Ideen, Zugang zu Themen, Labors, etc. Das Umfeld, das Hochschulen neben der qualitativen Ausbildung bieten, ist schon sehr wichtig.
Interdisziplinarität befasst sich damit, dass sich unterschiedlichste Disziplinen von Fachhochschulen und Universitäten vernetzen, um komplementäre Projektteams zu bilden. Der Vorteil dabei ist, dass die Teammitglieder voneinander lernen, sich ergänzen und gemeinsame Ziel anstreben. Selbst wenn unterschiedlichste Persönlichkeiten verschiedenste Problemstellungen gegenüberstehen, kann ein gemeinsames Arbeiten und ein beidseitiger Austausch sehr befruchtend und erfrischend sein. In der Praxis ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit an Hochschulen einfacher, an welchen ohnedies schon in Forschung und Lehre mehrere Disziplinen vereint werden. Interdisziplinarität kann basierend auf diesem Mix an Begegnungen ermöglich werden, hier können neue Ideen entstehen und Teams zusammenfinden, um gemeinsame Ziele umzusetzen. An dieser Stelle setzen wieder die jeweiligen Entrepreneurship Center an, die die Ideen begleiten und sie auf ein höheres Level bringen.
Entrepreneurial Mindset
Das vielgefragte „entrepreneurial mindset“ beschreibt ein Skillset, das nicht notwendigerweise nur für Gründer*innen gedacht ist. Es ist ein Mindset, das umfassend ist und stark mit Soft Skills verschränkt ist. Abseits des Gründungsbereichs kann das unternehmerische Denken in vielen Lebenssituationen hilfreich sein. Wenn der unternehmerische Gedanke am Ende des Tages auf eine Gründung abzielt, schließt sich hier wieder der Kreis zu den Anlaufstellen an Hochschulen, welche das Gründen unterstützen.
Es lässt sich erkennen, dass das Entrepreneurial Mindset bei Studierenden und Forschenden unterschiedlich ausgeprägt ist. Vor allem wird es als Aufgabe der jeweiligen Hochschulen gesehen, dass Entrepreneurship als Lebens- und Karriereperspektive aufgezeigt werde. Schließlich steht der Weg des Unternehmertums in direktem Wettbewerb mit vielen anderen Lebensentwürfen. Während Forschende bereits einer Karriere als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen nachgehen und damit qualifizierte Forschung anstreben, sehen sich Studierende vor dem Eintritt in die Karrierewelt, wo Optionen aufgezeigt werden müssen, ob Studierende in die Forschung gehen wollen, in ein bestehendes Unternehmen einsteigen möchten oder den Weg in die Selbstständigkeit bestreiten. Die Startup- und Entrepreneurship-Einrichtungen an den Hochschulen setzen genau an dieser Stelle an. Sie machen Bewusstseinsbildung für Entrepreneurship und geben Gründer*innen als Vorbildfunktion eine Bühne um zukünftige Gründungsinteressierte zu inspirieren und ermutigen. Schlussendlich ist es natürlich eine persönliche Entscheidung, ob man einen klassischen Karrierepfad wählt oder Entrepreneurship ausprobieren möchte.
Supporting Entrepreneurship
Als übergeordnetes Ziel lässt sich erkennen, dass Fachhochschulen und Universitäten Initiativen und Aktivitäten im Bereich Entrepreneurship, Innovation, sowie der Technologie- und Forschungstransfer ausgerichtet sind, um nachhaltige Ausgründungen zu schaffen. Hochschulen versuchen alle Studierende mit den Inhalten von Entrepreneurship und Innovation in Berührung zu bringen, indem diese Themen stärker in die Curricula integriert werden und im Rahmen des Lehrauftrages ein interessantes Vorlesungsangebot besteht, das Nutzen stiftet und Sinn macht. Die Gründungsaktivitäten sind daher breit aufgestellt und bieten ein weitreichendes Angebot von Beratungen, Workshops, erfolgreichen Entrepreneurship-Vorbildern, Erweiterungsstudien, Inkubationsprogrammen, Vernetzungsveranstaltungen, und vielem mehr.
Der persönliche Austausch mit den Gründungsteams ist den Hochschulen ein besonderes Anliegen, vor allem die Coachings und Beratungen in der frühen Phase. In gemeinsamen Terminen wird verstärkt darauf eingegangen ein weitreichendes Verständnis für das Problem, das gelöst werden soll, zu erreichen und damit gemeinsam ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Im weiteren Schritt fällt auf, dass sich an dieser Stelle viele Gründer*innen separieren, wenn sie vom Denken ins Tun kommen. Die Gründungszentren unterstützen die Gründungsinteressierten hier sehr stark um in die Umsetzung überzuführen. In Verbindung mit hauseigenen oder externen Inkubationsprogrammen werden die Geschäftsideen weitgehend unterstützt und verfeinert. Im Anschluss steht die Vernetzung mit dem Ökosystem bevor, es ist besonders wichtig Kontakte zu knüpfen und zukünftige Wegbegleiter kennenzulernen.
Entrepreneurship Verantwortliche an Fachhochschulen und Universitäten empfehlen, dass Studierende früh über ihre Ideen sprechen, sich mit anderen Personen austauschen und frühzeitig Unterstützung suchen. Als weiteren Punkt ist das Verständnis für das zu lösende Problem ausschlaggebend, denn viele Gründer*innen verlieben sich in ihre Ideen, arbeiten mit ihrer Idee jedoch am Markt vorbei. In gemeinsam Coachinggesprächen wird auf das Kundensegment und den Markt hingewiesen, sodass die Idee hinreichen pivotiert werden kann, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entwickeln, die tatsächlich auch nachgefragt wird.